Im Anschluss an eine Prostatektomie ist bekanntlich oft eine Strahlentherapie als zusätzliche Behandlung notwendig, insbesondere wenn ein hoher PSA-Serumspiegel ein mögliches Wiederauftreten der Erkrankung signalisiert.
In einer kürzlich erschienen Arbeit von WU Shipley et al. (1) wird untersucht, ob eine zusätzliche Verabreichung von anti-Androgenen die Tumorkontrolle weiter verbessert und die Überlebenszeit verlängert. Dafür wurden in einer Doppelblind-Plazebo-kontrollierten Studie im Zeitraum von 1998 bis 2003 760 Patienten nach Prostatektomie und Lymphadenoektomie im Tumorstadium T2 bis T3, ohne weiteren Lymphknotenbefall und einem PSA-Wert von 0,2 bis 4 ng /ml, rekrutiert. Alle Patienten unterzogen sich einer Bestrahlungstherapie, und eine Gruppe (Verum-Gruppe) erhielt zusätzlich anti-Androgene (24 Monate Bicalutamid, 150 mg/d – oral verabreichbares, nicht steroidales, selektives anti-Androgen, das an den Androgen-Rezeptor bindet) oder Plazebotabletten während und nach der Strahlentherapie. Als primärer Endpunkt galt die Überlebenszeit.
Der mediane weitere Beobachtungszeitraum erstreckte sich über 13 Jahre (!). Die protokollierte Überlebensrate nach 12 Jahren betrug in der Verum-Gruppe 76,3%, in der Plazebo-Gruppe 71,3% (Sterberisiko 0,77%; 95% confidence interval, 0,59 bis 0,99; p = 0,04). Die Sterberate aufgrund des Prostatakarzinoms selbst betrug während des 12-Jahres-Zeitraums in der anti-Androgen-Gruppe 5,8%, in der Plazebogruppe 13,4% (b<0,001). Die kumulative Inzidenz von Metastasen während der 12-Jahres-Periode betrug in der anti-Androgen-Gruppe 14,5%, in der Plazebogruppe 23,0% (p = 0,005). Die Inzidenz von Nebenwirkungen durch die Bestrahlungstherapie war in beiden Gruppen gleich. Eine Gynäkomastie wurde bei 69,7% der Patienten in der anti-Androgen-Gruppe und in 10,9% in der Plazebogruppe beobachtet (b<0,001).
Die Autoren zogen daraus den Schluss, dass eine 24 Monate dauernde tägliche Verabreichung von anti-Androgenen zusätzlich zu einer Bestrahlungstherapie eine signifikant verlängerte Überlebenszeit, eine geringere Metastasierungsrate des Prostatakarzinoms und eine geringere Todesrate vom Prostatakarzinom selbst bewirkte als eine Strahlentherapie alleine.
Diese interessante Arbeit wird im gleichen Heft des NEJM in einem Editorial ausführlich besprochen (2).
Ref.
(1)
Shipley WU et al.
„Radiation with or without Antiandrogen Therapy in Recurrent Prostate Cancer“
N Engl J Med. 2017 Feb 2;376(5):417-428. doi: 10.1056/NEJMoa1607529.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28146658
(2)
Thompson IM
„Improved Therapy for PSA Recurrence after Prostatectomy
N Engl J Med. 2017 Feb 2;376(5):484-485. doi: 10.1056/NEJMe1614133.
No abstract available.