Es ist schon lange bekannt, dass Schilddrüsenhormone in verschiedenster Weise auf das kardiovaskuläre System einwirken. Trotzdem bestehen noch immer signifikante Wissenslücken in Bezug auf die genauen molekularen und biochemischen Mechanismen, die für diese Effekte verantwortlich sind, sowie in Bezug auf die optimalen Strategien für das Management von Patienten mit Schilddrüsenfunktionsstörungen mit und ohne präexistierende CVD.
Im September 2017 hat das „National Heart, Lung and Blood-Institute“ in den USA eine Arbeitsgruppe etabliert, deren Ziel die Definition von Prioritäten für die zukünftige Forschung zu diesem Thema ist. Diese Arbeitsgruppe hat die existierenden Kenntnisse gesichtet und die Rolle einer normalen Schilddrüsenfunktion, sowie die Konsequenzen von Schilddrüsenfunktionsstörungen und den Effekt therapeutischer Interventionen in drei kardiovaskulären Problemfeldern diskutiert:
- Kardiale Elektrophysiologie und Arrhythmien
- Gefässsystem und Atherosklerose
- Myokardium und Herzversagen
In einem ausführlichen Report („White Paper“), der in der renommierten Zeitschrift „Circulation“ erschienen ist, wird der derzeitige Stand der Kenntnis beschrieben, Hindernisse und Herausforderungen für wissenschaftlichen Fortschritt auf diesem Gebiet werden aufgezeigt und Vorschläge für Forschungsgelegenheiten präsentiert, die unter anderem Strategien für die Verknüpfung von theoretischer und klinischer Forschung über Omicsund Big Datavorsehen.
Die Arbeitsgruppe empfiehlt intensivierte Forschung auf drei breiten Gebieten:
- Grundlegende biologische Untersuchungen in Bezug auf den Einfluss der Schilddrüsenfunktion auf die Entwicklung von CVDs und die Identifikation neuer Biomarker für den Effekt von Schilddrüsenhormonen in CVDs;
- Studien zur Definition von Untergruppen von Patienten mit Schilddrüsendysfunktion, die sich für spezifische präventive Strategien und interventionelle Therapien in Bezug auf CVD eignen;
- klinische Studien mit einem Fokus auf die Verbesserung der kardiovaskulären Leistung und dem therapeutischen Effekt von Schilddrüsenhormonen oder thyromimetischen Medikamenten.
Der Text dieser Arbeit (Ref. 1)wird durch lehrreiche Tabellen und Abbildungen ergänzt.
Ref.
Cappola AR et al.
„Thyroid and Cardiovascular Disease“
Circulation. 2019;139:2892-2909.