Insulin-like Growth-Factor Bindungsprotein-3 (IGFBP-3)

Juni 16, 2015 | Hormondiagnostik, News

Insulin-like growth factors (= IGF-I/Somatomedin C – SMC und IGF-II) binden im Serum an spezifische Bindungsproteine (IGFBPs). Bisher sind 6 derartige BP bekannt (IGFBP1-6). Das wichtigste BP im Blut ist IGFBP-3, das im wesentlichen die Gesamtkonzentration von IGF-I und -II bestimmt. Der Grossteil der IGFBP-3 liegt daher im Serum als Komplex mit IGF-I oder IGF-II vor, aber geringe Mengen von IGFBP-3 sind auch in freier Form verfügbar.
Neben dem Wachsturmshormon (HGH) beeinflussen noch verschiedene andere Faktoren den IGFBP-3 Serumspiegel: Alter und sexueller Entwicklungsstand, Ernährung, Leber– und Nierenfunktion.
So sind IGFBP-3 Spiegel bei Unterernährung, Hypothyreose, Diabetes und Leberversagen verringert. Bei chronischem Nierenversagen sind IGFBP-3 Werte erhöht. IGFBP-3 zeigt keinen circadianen Rhythmus.
 
Für die klinische Praxis ist HGH der wichtigste regulatorische Faktor für IGFBP-3. Die Werte von Einzelbestimmungen des IGFBP-3 korrelieren signifikant mit der spontanen HGH-Sekretion. Bei Patienten mit HGH-Mangel sind IGFBP-3 Spiegel erniedrigt und steigen nach HGH Gabe innerhalb weniger Tage zu Normalwerten an. Diese langsame Antwort auf HGH und die konstanten Werte bei täglicher HGH Verabreichung sprechen dafür, dass IGFBP-3 die HGH-Sekretion über mehrere Tage widerspiegelt.
Patienten mit HGH-Mangel haben demnach subnormale IGFBP-3 Spiegel. Im Gegensatz dazu zeigen die meisten kleinwüchsigen Kinder mit normaler HGH-Sekretion normale IGFBP-3 Werte. Die Definition dieser beiden Gruppen ist daher mittels moderner Analysemethoden verlässlich möglich. Bei kleinwüchsigen Kindern normalisiert sich die IGFBP-3 Konzentration im Serum nach HGH-Gabe innerhalb weniger Tage und bleibt bei kontinuierlicher HGH-Behandlung konstant. Die Bestimmung von IGFBP-3 eignet sich daher auch zur Evaluierung des Potentials eines Patienten, auf HGH-Gaben zu reagieren, sowie für das Therapie-Monitoring. Bei anderen Patienten mit ausgeprägtem Kleinwuchs ohne verminderte HGH-Sekretion (z.B. Ullrich-Turner Syndrom oder Silver-Russell Syndrom) sind die IGFBP-3 Spiegel normal.
 
Andererseits weisen Kinder mit hypophysiärem Grosswuchs (pituitary gigantism) oder Erwachsene mit Akromegalie erhöhte IGFBP-3 Werte auf, die sich bei erfolgreicher Therapie normalisieren. IGFBP-3 ist daher auch ein guter und robuster Parameter für die Erkennung einer exzessiven HGH-Sekretion und das Therapie-Monitoring. Bei Pubertas praecox sind IGFBP-3 Werte eindeutig erhöht, bei prämaturer Thelarche meist im oberen Normalbereich.
Bei klinischen Konstellationen mit Hyperprolaktinämie oder bei Patienten mit Craniopharyngeom können IGFBP-3 Werte trotz HGH-Mangel normal sein.