Impfmoral in Österreich

Jan. 29, 2014 | Allgemeines, News

Um die Impfmoral ist es in Österreich bekanntlich eher schlecht bestellt. Auf die näheren Ursachen, wie z.B. mangelnde naturwissenschaftliche bzw. medizinische (Aus-) Bildung, soll hier nicht näher eingegangen werden. Wichtig ist jedenfalls, dass viele ÖsterreicherInnen nicht zwischen individueller und Herden-Immunität unterscheiden können.
Eine individuelle Immunität besteht z.B. gegen Tetanus, also eine im Regelfall nicht von Mensch zu Mensch übertragbare Erkrankung. Ein nicht gegen Tetanus geimpfter Mensch trägt also nur ein persönliches Risiko in Bezug auf den Ausbruch dieser Erkrankung.
Die Herdenimmunität hängt hingegen von der Durchimpfungsrate in Bezug auf eine bestimmte Erkrankung ab. Hier verlassen wir uns – ähnlich wie bei der Krankenversicherung – darauf, dass alle Mitmenschen gegen eine bestimmte Erkrankung geschützt sind und wir daher z.B. in der Strassenbahn darauf vertrauen können, nicht angesteckt zu werden. Wenn bestimmte Personen oder Personengruppen aufgrund ihrer Uneinsichtigkeit bei diesen gesetzlich vorgeschriebenen Impfprogrammen nicht mitmachen, dann bekommt dieses "Vertrauenssystem" Löcher und das resultiert im Wiederaufflackern von bereits als besiegt erachteten Erkrankungen, oft sogar in endemischer bzw. epidemischer Form. Beispiele sind etwa der Ausbruch einer Masernepidemie in einer Montessori-Schule in Salzburg (1), oder die rezenten Ausbrüche von Polio in China (2), Israel (3), und Syrien. Letzteres ist in Zusammenhang mit den syrischen Flüchtlingen natürlich auch für Österreich von Bedeutung.
 
 
Ref.
 
(1) TAGESSPIEGEL vom 6.4.2008:
„Europameister bei den Masern – eine Epidemie grassiert im deutschsprachigen Raum“
 
(2) Hui-Ming Luo
„Identification and Control of a Poliomyelitis Outbreak in Xinjiang, China“
N Engl J Med 369;21:1981-1990 (2013)
 
(3) Leslie Roberts
„Israel’s Silent Polio Epidemic Breaks All the Rules“
Science Vol. 342 no. 6159 pp. 679-680 (2013)