Ein selektiver IgA-Mangel ist der häufigste humorale Immunmangelzustand.
Solche Patienten haben ein vermehrtes Risiko, Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Tumore zu entwickeln.
Das erhöhte Infektions– und Tumorrisiko ist auf den Mangel von schützenden IgA-Antikörpern an Grenzflächen des Körpers (Magen-Darmtrakt, Respirationstrakt, Urogenitaltrakt, etc.) zurückzuführen. Dort können vermehrt Mikroorganismen, inkl. Tumorviren, eindringen. Diese Tatsache ist auch für das erhöhte Risiko für Autoimmunerkrankungen verantwortlich. Selbstverständlich können bei Patienten mit IgA-Mangel auch keine IgA-Autoantikörper nachgewiesen werden, sondern nur solche der Klassen IgG, IgM und IgE.
Aufgrund von antigenen Kreuzreaktionen zwischen mikrobiellen und menschlichen Antigenen kommt es im Rahmen der humoralen und zellulären Reaktion (IgG, IgM, T-Zellen) gegen die vermehrt eindringenden Infektionserreger auch zur Reaktion mit körpereigenem Material und damit zu Autoimmunerkrankungen.
Bei der Bestimmung von AAK gegen Antigene des Endomysiums bei Patienten mit Cöliakie kann damit nur dann eine kritische Befundinterpretation erstellt werden, wenn gleichzeitig nachgewiesen wird, dass kein IgA-Mangel besteht.
Schliesslich besteht bei Patienten mit selektivem IgA-Mangel die Gefahr der Entwicklung einer anaphylaktischen Reaktion bis hin zum Schock, wenn sie mit intravenösem Immundglobulin (IVIG), das ja auch IgA enthält, behandelt werden. Nach der ersten Injektion bildet das Immunsystem von Patienten mit IgA-Mangel in diesen Fällen Antikörper gegen das als „Fremdantigen“ erkannte menschliche IgA mit den erwähnten Folgen.
Dieser letztere Punkt wird in einer jüngst erschienenen Publikation von V. Thon ausführlich besprochen.
Ref.:
Thon V.
Screening of IgG anti-IgA antibodies in hypogammaglobulinemic subjects to prevent anaphylactoid reactions
Clinical Laboratory International (2010)