Vitiligo – in unterschiedlichem Ausmass – betrifft weltweit ca. 5-10% der Bevölkerung. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung der Haut, die sich in Form blasser bis völlig weisser, fleckförmiger Läsionen manifestiert. Ursächlich liegt der Erkrankung eine durch autoreaktive T-Zellen bedingte, lokale Zerstörung von pigmentproduzierenden Melanozyten zugrunde. Interessanterweise treten derartige Veränderungen oft beidseitig, systemisch auf, z.B. über den grossen Gelenken. Vitiligo ist extrem stigmatisierend, und bisher gibt es keine langanhaltende, wirksame Therapie. Am besten wäre natürlich eine lokale Behandlung der pigmentlosen Areale mit einem oder mehreren Medikamenten, die die Melanozyten abtötenden, aktivierenden, γ-Interferon produzierenden T-Zellen eliminierenden könnten.
Der Janus Kinase (JAK – „just another kinase“) Signaltransduktionsweg spielt eine zentrale Rolle bei der T-Zell Aktivierung. JAKs können den sog. JAK-STAT (signal transduction and activator of transcription) Signalweg aktivieren. Dabei werden die STAT-Proteine phosphoryliert, die dann in den Zellkern wandern, wo sie als Transkriptionsfaktoren für die Expression bestimmter „Signalgene“ fungieren. JAK1 und JAK2 sind so für die Signaltransduktion verschiedenster Zytokine verantwortlich. Unter anderem spielt der STAT-Transduktionsweg eine kritische Rolle bei der Aktivierung und Polarisierung von γ-Interferon produzierenden T-Zellen.
Der JAK-STAT Signaltransduktionsweg würde sich daher als therapeutische Zielstruktur bei Vitiligo anbieten. Eine klinische Phase II Studie mit lokaler Applikation von JAK1 – und JAK2 – Inhibitoren zeigte bereits vielversprechende, positive Resultate bezüglich einer Reversibilität der pathophysiologischen Veränderungen bei Vitiligo.
Im Jahr 2022 wurden die Ergebnisse von zwei Phase III Studien (TRUE-1 und TRUE-2) über die erfolgreiche lokale (topische) Anwendung des JAK1 – und JAK2 – Inhibitors Ruxsolitimid veröffentlich welche die erwähnten präliminären Daten bestätigten.
Diese Behandlung führte im Gesichtsbereich nach 24-wöchiger Applikation bei 75% der Patienten zum Erfolg. D.h., dass Ruxolitimid besser wirksam ist als alle anderen bisherigen therapeutischen Ansätze (Schmalband UVB Phototherapie oder topisch verabreichtes Tacrolimus). Ruxolitimid wurde auch bereits von der US Food and Drug Administration (FDA) für die Behandlung von Vitiligo zugelassen.
Der Effekt dieser neuen Therapie sinkt allerdings nach 10-12 – monatiger Behandlung auf ca. 30-50% ab, weil ein Teil der pathogenen wirksamen T-Memory Zellen diese Prozedur überlebt Es wird daher ev. notwendig sein, eine Kombination von JAK-Inhibitoren und Schmalband UVB-Bestrahlung ins Auge zu fassen.
In einem Editorial im New England Journal of Medicine sind diese Punkte kurz und prägnant zusammengefasst (Ref.).
Reference:
Eidsmo, L. (2022). New Hope for Patients with Vitiligo. The New England Journal of Medicine, 387(16), 1515–1516. https://doi.org/10.1056/nejme2211886