In der wissenschaftlichen Literatur und auch in der Laienpresse ist in den letzten Jahren viel vom Mikrobiom und seiner Bedeutung für die verschiedensten Aspekte des menschlichen Wohlbefindens die Rede. Das Mikrobiom hat nicht nur grosse Bedeutung für die Reaktionen unseres Immunsystems, sondern auch für die Stimmungslage, die Funktion des Bewegungsapparats, etc. Besondere diagnostische und therapeutische Bedeutung hat das Mikrobiom des Darmes bei entzündlichen gastrointestinalen Erkrankungen, wie z.B. bei M. Crohn und Colitis ulcerosa.
Bei den letzteren Erkrankungen, aber auch bei Patienten mit Immunmangelerkrankungen und solchen unter chronischer Antibiotikatherapie, beobachtet man schwere Störungen in der Zusammensetzung ihres intestinalen Mikrobioms. Im Tierversuch, aber auch beim Menschen, hat sich gezeigt, dass eine „Transplantation“ von Kot eines Spenders mit normalem Mikrobiom (enkapsuliert per osoder anal) zu einer Normalisierung des Empfängermikrobioms führen kann, und damit auch zu einer signifikanten Verbesserung der klinischen Symptome.
Nun hat sich aber gezeigt, dass eine solche Kottransplantation nicht ohne Risiko ist. In den meisten Fällen wird nämlich nicht darauf geachtet, ob das Transplantat multiresistente Bakterien enthält. Bei gesunden Empfängern spielt dies natürlich zunächst keine Rolle, bei den oben erwähnten zu behandelnden Risikopatienten aber sehr wohl.
In den USA ist es im Rahmen einer klinischen Studie der Wirkung dieser sog. Stuhltransplantation nun zu einem Todesfall gekommen. Dabei wurde nach Angaben auf der Homepage der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) mit der Stuhlprobe ein multiresistenter Bakterienstamm an einen Patienten mit schwerer entzündlicher Darmerkrankung (inflammatory bowel disease – IBD)übertragen. Neben diesem Todesfall ist auch ein zweiter derartiger Patient, der mit der gleichen Stuhlprobe behandelt worden war, schwer erkrankt. Bei dem inkriminierten Erreger handelt es sich um multiresistente Bakterien vom Typ ESBL Escherichia coli.
Die FDA will nun diese Art der Therapie im Prinzip zwar nicht verbieten, dringt aber darauf, das für die Fäkaltransplantation verwendete Material immer vorher auf das Vorhandensein von multiresistenten Keimen zu untersuchen. Dies gilt insbesondere auch für die Behandlung der Hauptzielgruppe, nämlich Patienten mit einer therapieresistenten Infektion mit Clostridium difficile.