Sowohl in den USA als auch in Europa wird eine Zunahme der Prävalenz von ANA und bestimmten Autoimmunerkrankungen beobachtet.
In einer in diesem Jahr erschienen Arbeit untersuchten Gregg E. Dinse et. al. (Ref. 1) diese Frage anhand der Analyse von Serumproteinen, die über die letzten 25 Jahre gesammelt worden wurden.
Die Untersuchungen wurden mittels der Methode der indirekten Immunfluoreszenz an Hep-2 Zellen im Serum von 14.211 Probanden im Altern von ≥ 12 Jahren durchgeführt. Dabei handelte es sich um Sera (je ca. 1/3) aus den Perioden 1988-1991, 1999-2004 und 2011-2012. Logistische Regressionsanlysen waren in Bezug auf Geschlecht, Alter, Ethnizität und Variable des Studiendesigns adjustiert, um Änderungen der ANA-Prävalenz während der drei Zeitintervalle abschätzen zu können.
Die Prävalenz der ANA betrug im Zeitraum 1988-1991 11%, von 1999-2004 11,5%, und von 2011-2012 15,9%. Dieser Anstieg ist statistisch hoch signifikant (p> 0.0001) und betrifft umgerechnet auf die Gesamtpopulation ca. 22 Millionen, ca. 27 Millionen und ca. 41 Millionen Menschen in den drei untersuchten Perioden. Besonders stark war der Anstieg der ANA-Prävalenz bei Adoleszenten (12-19 Jahre) im zweiten und dritten im Vergleich zum ersten Zeitraum (odds ratio 2,02 bzw. 2,88). Die ANA-Prävalenz stieg ganz allgemein mit zunehmendem Alter (v.a. bei Männern) und nicht-Hispanic Weissen. Es zeigte sich allerdings keine Korrelation mit anderen, während dieses Zeitraums ebenfalls beobachteten, gesundheitsgefährdenden Parametern, wie Übergewicht, Rauchen oder Alkoholkonsum.
Die gesamte Studie wurde in den Labors der National Institutes of Health (NIH) mit standardisierten, automatisierten (inklusive Ablesung) Methoden durchgeführt. Die Sera wurden alle bei -80°C eingefroren und der Cutoff-Titer für positive ANA betrug 1:80. Es wurden zwar auch die ANA-Reaktionsmuster (homogen, centromer, mitotisch, etc.) bestimmt, aber auf diese wichtigen Informationen im Detail leider nicht eingegangen. Ebenso fehlt eine Diskussion über mögliche Ursachen der interessanten, in dieser Arbeit beschriebenen Ergebnisse.
Zusammenfassend ist das eine diagnostisch interessante Publikation mit soliden, auch für Europa gültigen Daten, allerdings ohne den Versuch, den möglichen Ursachen für die erhöhte ANA-Prävalenz auf den Grund zu gehen und ohne klinische Korrelationen zu den verschiedenen ANA-Mustern zu untersuchen.
Referenz:
Dinse G.E., Increasing Prevalence of Antinuclear Antibodies in the United States, Arthritis & Rheumatology 72 (6): 1026-1035 (2020), DOI: 10.1002/art.41214