Epilepsie und Infertilität des Mannes

Juli 8, 2014 | Hormondiagnostik, News

Epilepsien sind  anfallsartige (paroxysmale) synchrone Entladungen von Neuronengruppen im Gehirn, die zu plötzlichen unwillkürlichen stereotypen Verhaltensoder Befindensstörungen führen. Unter diesen machen die lokalisationsbezogenen (auch fokale, herdförmige oder partielle genannt) Epilepsien 2/3 der Fälle aus. Die Temporallappenepilepsie ist eine solche fokale Form, mit ihrem Ursprung in definierten anatomischen Strukturen des Lobus temporalis, des Corpus amygdaloideum, und des Hippocampus. Der Hippocampus sendet Nervenfasern in den Hypothalamus und schafft so die anatomische Voraussetzung zu einer Beeinflussung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonadenachse.
 
In diesem Zusammenhang ist die Beobachtung aus der Neurologie und Endokrinologie interessant, dass bei männlichen Patienten mit fokaler Temporallappenepilepsie das Spermiogramm gestört ist. Tatsächlich führen epileptische Aktivitäten über die oben beschriebenen Nervenbahnen zu einer Reduktion des bioverfügbaren Testosterons (BioAvailable Testosterone, BAT, bestehend aus freiem und albumingebundenen Testosteron). Daraus könnte sich eine reduzierte Fertilität entwickeln.
 
BAT macht ca 32% des Gesamttestosterons aus, während die restliche Fraktion an das in der Leber produzierte Sexual Hormone Binding Globulin (SHBG) gebunden vorliegt. Bestimmte lebergängige Medikamente, so auch manche Anti-Epileptika, können zu einem SHBG-Anstieg führen, was ebenfalls eine Verminderung des BAT mit derselben Effekt auf die Fertilität wie die Grundkrankheit Epilepsie an sich nach sich ziehen kann.
 
Somit haben die Untersuchungen auf BAT und SHBG auch in diesem neurologischen Feld eine gewisse Bedeutung erlangt.
 
 
 
Ref.
Sivaraaman K., Mintzer S.
„Hormonal consequences of epilepsy and its treatment in men“
Curr Opin Endocrinol Diabetes Obes. Jun;18(3):204-9 (2011)