Das Auftreten von Endometrium-ähnlichem Gewebe ausserhalb des Uterus wird als Endometriose bezeichnet. Diese generelle Definition sagt aber noch nichts über die komplexe Symptomatik, Pathophysiologie und multisystemische Natur der Vorerkrankungen aus (Abb. 1). Die Endometriose wird primär durch chirurgische Darstellung – vorzugsweise via Laparaskopie – diagnostiziert. Die Behandlung besteht in chirurgischer Entfernung der Läsion und hormonelle Therapie. Die Prävalenz der Endometriose beträgt bei Frauen im gebärfähigen Alter ca. 10%; nach Extrapolation leiden also weltweit nach Einschätzung der Weltbank ca. 200 Mio. Frauen an dieser Symptomatik. Die Kosten für das Management der Endometriose sind beträchtlich, wenn man bedenkt, dass die Symptome von chronischen Schmerzen im Beckenbereich, über Dysmenorrhoe, sexuelle Störungen, Störungen beim Harnlassen und der Stuhlentleerung, Müdigkeit bis zu Infertilität reichen. All diese Symptome haben einen negativen Einfluss auf das physische, mentale, sexuelle und soziale Wohlbefinden und äussern sich auch in verminderter Produktivität. Trotz dieser Fakten erfährt die Endometriose im alltäglichen Interessenspektrum nur wenig Beachtung.
In einer ausführlichen Übersichtsarbeit von Krina T. Zondervan et al. (Ref. 1) wird dieses Thema aus epidemiologischer und therapeutischer Sicht ausführlich diskutiert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den genetischen und epigenetischen Faktoren gewidmet, die dieser Erkrankung zugrunde liegen, und deren Identifikation wichtige diagnostische Informationen liefert. Bei Verdacht auf Endometriose empfiehlt es sich, sowohl endokrinologische als auch immunologische Parameter zu bestimmen; letztere aufgrund der Tatsache, dass ektopisches Endometriumgewebe oft durch massive lymphozytäre Infiltrationen gekennzeichnet ist, und einige Autoren sogar die Möglichkeit diskutieren, dass Autoimmunreaktionen bei diesem Entzündungsprozess eine Rolle spielen könnten.
Endokrinologische Parameter bei Endometriose:
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Östrogene
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Schilddrüsentumore (T3, T4, TSH)
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Prolaktin
Immunologische Parameter bei Endometriose
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Entzündungsmarker
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Komplementfaktoren (C3, C4, CH100)
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Immunkomplexe (CIC)
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Autoantikörper gegen Endometriumzellen (nur Forschungstest)
Ref. 1:
Zondervan K. T. et al, Endometriosis., New England Journal of Medicine 382: 1244-56 (2020)