Anti-DNA-Autoantikörper werden bei den meisten Patienten mit Systemischem Lupus Erythematosus (SLE) nachgewiesen. Lange Zeit galt das Dogma, dass Antikörper im Allgemeinen und Autoantikörper (AAK) im Besonderen die Plasmamembran von Zellen wegen ihrer Grösse und Struktur nicht durchdringen können. Dieses Dogma kann nicht mehr aufrecht erhalten werden, weil bestimmte, mit SLE assoziierte AAK in Zellen eindringen können, in die Zellkerne transloziert werden, und dort entweder die DNA-Reparatur hemmen oder die DNA direkt schädigen können. Das Resultat dieses Prozesses hängt von der Mikroumgebung und der genetischen Beschaffenheit der Zielzellen ab. Einige dieser DNA-schädigenden Antikörper haben für sich alleine nur eine geringe Wirkung auf normale Zellen. Bei Vorhandensein anderer Bedingungen, wie präexistenter Störungen der DNA-Reparatur, können sie allerdings höchst toxisch wirken. Diese Tatsachen werfen neue Fragen bzgl. der Beziehung von Autoimmunität und DNA-Schädigung auf und eröffnen auch interessante Möglichkeiten für gezielte Therapien von Tumoren mit besonders verletzlicher DNA.
In einem "Perspectives"-Artikel fassen PW Noble et al. die bisherigen Kenntnisse der Assoziationen zwischen SLE, DNA-Schädigung und Krebs zusammen und stellen eine neue Theorie über die Wirkung von DNA-schädigenden AAK für die Pathophysiologie des SLE und für das Tumorrisiko vor.
Ref.
PW Noble et al.
„DNA-damaging autoantibodies and cancer: zhe lupus butterfly theory“
Nat Rev Rheumatol. 2016 Jul;12(7):429-434.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27009542