Es ist vorstellbar, dass Autoimmunerkrankungen, insbesondere der Lupus erythematosus (SLE) während der Schwangerschaft stärker oder schwächer ausgeprägt sind. Einerseits könnte die Konfrontation des mütterlichen Immunsystems mit den fremden väterlichen (HLA- und spezifisch männlichen) Antigenen an der Oberfläche der Zellen des Fötus aktivierend wirken; andererseits könnten die natürlichen immunsuppressiven Mechanismen, welche eine Abstossung des Fötus als „Transplantat der Natur“ während der Schwangerschaft verhindern, auch eine Verbesserung der klinischen Symptomatik des SLE bewirken. Das klinische Bild der Immunerkrankungen bei der Mutter hängt also von der Balance dieser beiden Mechanismen ab, die allerdings auch von anderen äusseren Faktoren beeinflusst werden kann. Ein unkontrollierter Verlauf des SLE ist jedenfalls sowohl für die Mutter als auch für das Kind äusserst gefährlich. Bei Schwangeren mit SLE besteht ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie und andere Komplikationen.
In einer kürzlich publizierten Studie von Hong et al.(2)wurde das Transkriptionsprofil in Gesamtblutzellen von gesunden Müttern mit jenen von an SLE erkrankten Müttern verglichen, um Veränderungen bei den letzteren Patientinnen festzustellen und diese Ergebnisse als mögliche frühzeitige Marker für später zu erwartende Komplikationen zu verwenden. Die Autoren untersuchten insgesamt 135 Frauen (43 gesunde und 92 Lupus-Patientinnen) zu verschiedenen Zeitpunkten der Schwangerschaft.
Die Daten sprechen dafür, dass die Schwangerschaft den „Wolf“ (lat. lupus) zähmen kann, indem proinflammatorische genetische Signaturen reduziert werden. Bei Patientinnen mit Schwangerschaftskomplikationen kam es nach der Geburt weniger häufig zur Normalisierung der Transkriptionsprofile als bei jenen ohne Komplikationen.
Ref.
(1)
Niewold TB, Mehta-Lee S.
„When pregnancy tames the wolf“
J Exp Med. 2019 May 6;216(5):1012-1013.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30962247
(2)
Hong et al.
„Longitudinal profiling of human blood transcriptome in healthy and lupus pregnancy“
J Exp Med. 2019 May 6;216(5):1154-1169.