Während des Medizinstudiums werden Studenten oft mit pathohistologischen Strukturen konfrontiert, deren funktionelle Bedeutung zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt ist. Dazu zählen auch die CLCs, die im Zytoplasma von eosinophilen Granulozyten auftreten, also von einer Art von Leukozyten, die bei parasitären Infektionen und Allergien eine wichtige pathogenetische Rolle spielen.
In einer kürzlich erschienen Arbeit von Persson et al (1)gehen die Autoren anekdotischen Beobachtungen nach, die besagen, dass CLCs eine Schlüsselrolle bei schwerem Asthma und bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenschleimhautpolypen spielen könnten. Die Autoren zeigen, dass diese Kristalle, aber nicht deren lösliche Eiweisskomponenten, tatsächlich stark wirksame Induktoren der allergischen Entzündung sind und dass man diese mit spezifischen Kristall-auflösenden monoklonalen Antikörpern zerstören und so die Allergie behandeln kann (2)
CLCs bestehen aus Galektin-10, einem selbst-aggregierenden Molekül, das ca. 10% des gesamten Proteingehalts von Eosinophilen ausmacht.
Kristalle in verschiedenster Zusammensetzung spielen bei zahlreichen Erkrankungen eine Rolle, wie beispielsweise bei der Gicht oder der Atherosklerose. Harnsäurekristallbildung in den Gelenken ist verantwortlich für die entzündliche Arthritis bei Patienten mit Gicht, und Cholesterinkristalle in den Gefässen sind ein Merkmal fortgeschrittener Atherosklerose. All diese Kristalle entfalten ihre Wirkung über entzündungsfördernde Komplexe (Inflammasome)in myeloiden Zellen, können aber auch direkt im Gewebe entzündungsfördernd wirken.
Persson et al.haben nicht nur gezeigt, dass die CNCs pathologische Veränderungen bei allergischem Asthma bewirken, wie Überproduktion von Schleim und Bronchialhyperreaktivität, sondern erstaunlicherweise auch als Adjuvans wirken, indem sie die Produktion von Immunglobulinen der Klasse IgE und IgG1 fördern. Durch die Verwendung von molekularbiologisch modifizierten monoklonalen Maus – und humanen IgG-Antikörpern gegen Galektin-1, die in ihrer variablen Region genetisch eingebaute, von Lama-Antikörpern gewonnene Frequenzen enthalten (Lama-Antikörper haben, ähnlich wie solche von Kamelen, besondere, für diesen Zweck geeignete molekulare Charakteristika) können die CNCs erstaunlicherweise in vitroaufgelöst werden. Die Autoren zeigten ausserdem, dass dieser therapeutische Zugang bei Allergien im Mausmodell klinisch wirksam ist und stellen eine Anwendung dieses Prinzips auch beim Menschen bereits in Aussicht.
Ref.
(1)
Persson EK et al.
„Protein crystallization promotes type 2 immunity and is reversible by antibody treatment“
Science. 2019 May 24;364(6442).
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31123109