Calcitonin ist ein aus 32 Aminosäuren bestehendes Polypeptid, das primär von den parafolikulären C-Zellen der Schilddrüse produziert wird. Es hemmt vor allem die osteoklastische Knochenresorption. Therapeutisch wird Calcitonin daher bei Erkrankungen verwendet, bei der es zu einer vermehrten Knochenresorption kommt, wie beim Paget-Syndrom und gelegentlich auch bei Osteoporose.
In diagnostischer Hinsicht ist die Bestimmung des Calcitonin-Serumspiegels vor allem bei Verdacht auf medulläres Schilddrüsencarcinom (medullary thyroid carcinoma – MTC), einem Tumor der C-Zellen, von Bedeutung. Das MTC ist zwar selten (5-10% aller Schilddrüsenkarzinome), hat aber meist eine infauste Prognose. Das MTC kann sporadisch auftreten oder als familiär vererbte autosomal dominant übertragene Erkrankung.
In seltenen Fällen kann die genetische Form auch als endokrine Neoplasie vom Typ II auftreten. Bei manchen dieser Patienten ist der Calcitonin-Basalwert allerdings normal und eine C-Zell Neoplasie oder Hyperplasie muss in diesen Fällen durch einen Provokationstest diagnostiziert werden. Meistens kommt es bei diesen Patienten nach einer Gabe von Calcium zum Anstieg des Calcitoninspiegels (1). Dieser Stimulationstest muss allerdings unter exakter ärztlicher Beobachtung durchgeführt werden, da es in diesem Zusammenhang schon zu fatalen Zwischenfällen gekommen ist.
Ein zweites Stimulans mit weniger Risiko von Nebenwirkungen wäre das Pentagastrin, das aber aus uns unbekannten Gründen in Österreich nicht mehr verfügbar ist (2).
Es gibt verschiedene Formen von mittels Immunoassays nachweisbarem Calcitonin, und zwar sowohl bei Gesunden als auch bei Patienten mit C-Zell Carcinom. Das Molekulargewicht dieser unterschiedlichen Formen schwankt von 3.400 (Monomer) bis 70.000 Dalton (Polymere).
Abgesehen vom C-Zell Carcinom kann es auch bei anderen Tumorerkrankungen zum Anstieg des Calcitonins kommen, wie beim kleinzelligen Lungenkarzinom, bei Karzinoiden und bei Inselzell-Tumoren des Pankreas.
Auch bei akuter und chronischer Niereninsuffizienz und Hypercalcämie werden erhöhte Calcitoninwerte beobachtet.
(1)
Parthemore JG et al.
„A short calcium infusion in the diagnosis of medullary thyroid carcinoma“
J Clin Endocrinol Metab. Jul;39(1):108-11 (1974)
(2)
Hennedssy JF et al.
„A comparison of pentagastrin injection and calcium infusion as provocative agents fort he detection of medullary carcinoma of the thyroid“
J Clin Endocrinol Metab. Sep;39(3):487-95 (1974)