Die Kreuzreaktion von Antikörpern gegen Mikroorganismen mit menschlichen und tierischen Autoantigenen (sog. „antigenes Mimikry“) ist bekanntlich ein wichtiger Faktor für die Auslösung und Perpetuierung von Autoimmunerkrankungen. Ein Beispiel für diesen Mechanismus ist die Reaktion von Antikörpern gegen die Mannan-Komponente (Phosphopeptidomannan) der Zellwand von Saccharomyces cerevisiae (S.c.) mit menschlichen Autoantigenen. Besonders wichtig ist hier die Assoziation von Anti-S.c.- Antikörpern (ASCA) mit M.Crohn. Abgesehen von der diagnostischen Wertigkeit ist allerdings bisher noch nicht bekannt, ob derartige Antikörper auch eine pathogenetische Bedeutung bei M.Crohn haben (1).
Interessanterweise haben retrospektive Studien an eingefrorenen Serumproben israelischer Soldaten gezeigt, dass ASCA bereits Jahre vor der klinischen Manifestation von M.Crohn nachgewiesen werden können (2).
Weitere interessante Kandidaten für derartige Kreuzreaktionen sind Antikörper gegen Candida albicans. Es konnte nämlich gezeigt werden, dass C. albicans an sog. TOLL-like Rezeptoren (TLR) binden und auf diese Weise einen Signaltransduktionsweg der angeborenen Immunität aktivieren, was schliesslich zur Expression von Zelloberflächenmolekülen und -mediatoren führt, die vom Immunsystem als "Gefahrensignal" wahrgenommen werden.
ASCA werden in unserem Labor im Rahmen der Diagnostik von entzündlichen Darmerkrankungen (inflammatory bowel diasease – IBD) zusammen mit c-ANCA, p-ANCA, Autoantikörpern gegen Colonepithel (intestinale Becherzellen) und Autoantikörpern gegen exokrine Pankreaszellen (Pankreas Acini) bestimmt.
ASCA werden bei 40-75% von Patienten mit M.Crohn, aber nur bei 10-15% der Patienten mit Colitis ulcerosa festgestellt.
(1)
Rinaldi et al.
„Anti-Saccharomyces cerevisiae Autoantibodies in Autoimmune Diseases: from Bread Baking to Autoimmunity“
Clin Rev Allergy Immunol. 2013 Jan 5. [Epub ahead of print]
(2)
Israeli et al.
„Anti-Saccharomyces cerevisiae and antineutrophil cytoplasmic antibodies as predictors of inflammatory bowel disease
Gut 54(9):1232-1236 (2005)