Die Gründe, warum Autoimmunerkrankungen weltweit zunehmen, sind nicht bekannt. Zum Teil liegt dies sicher an der Anwendung verbesserter diagnostischer Methoden, sowie der Identifikation von Erkrankungen als autoimmun, die bisher unter anderen Vorzeichen klassifiziert wurden, wie z.B. das Frühstadium der Atherosklerose.
Eine Ursache für die vermehrte Entwicklung von Autoimmunerkrankungen könnte aber auch die veränderte Zusammensetzung der Ernährung sein. Der Grund dafür ist, dass viele Komponenten von Nahrungsmitteln ähnliche antigene Determinanten (Epitope) aufweisen wie Autoantigene. Dieses sog. „antigene Mimikry“ führt zu Immunreaktionen, die sich in Form von autoimmunen Kreuzreaktionen manifestieren und so zu Autoimmunerkrankungen führen können.
Normalerweise tolerieren wir bekanntlich Fremdeiweiss in der Nahrung, weil im Magen-Darm-Trakt regulatorische T-Zellen induziert werden, die eine Immunreaktion gegen das jeweilige Fremdeiweiss unterdrücken. Das ist z.B. das Prinzip, das der oralen Immuntherapie bei Allergien zugrunde liegt. Bei Patienten mit gestörter Darmpermeabilität können nicht nur kommensale Bakterien in den Blutstrom gelangen, sondern auch unverdaute Nahrungsmittelfragmente, die dann zu Entzündungs- bzw. Autoimmunreaktionen führen.
Dieses interessante Thema der „Immundiätetik“ wird in einer kürzlich erschienenen Arbeit von IM Gershteyn u. LMR Ferreirabehandelt.
Ref.
Gershteyn IM, Ferreira LMR
„Immunodietica: A data-driven approach to investigate interactions between diet and autoimmune disorders“
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2589909019300036