Das menschliche und tierische Immunsystem besteht aus zwei eng miteinander verwobenen Komponenten: der angeborenen unspezifischen Immunität und der spezifischen adaptiven Immunität. Es ist bereits bekannt, dass bestimmte Bestandteile von Pilzen einen epigenetischen Effekt (imprinting) auf Monozyten und Makrophagen haben, der dazu führt, dass das angeborene Immunsystem auf nachfolgende Stimulierung mit anderen Antigenen verstärkt reagiert.
In einer kürzlich erschienenen Arbeit von SM Quinn et al.wird gezeigt, dass Zellen des angeborenen Immunsystems durch Exposition gegenüber Bestandteilen von pathogenen aus Helminthen „trainiert“ werden können, entzündungshemmend zu reagieren. Als Testsystem wurden Makrophagen in vitromit einem Gesamtextrakt des Leberegels (Fasciola hepatica – FHE) inkubiert. Dieses Training führte zu einer vermehrten Produktion der entzündungshemmenden Zytokine Interleukin-10 (IL-10) und IL-1 Rezeptor Antagonist (IL-1RA) und zu einer Reduktion der Produktion des proinflammatorischen Zytokins Tumor-Nekrosefaktor-a(TNF-a). Im Mausmodell zeigte sich, dass eine in vivo-Behandlung mit FHE zu einer verminderten Funktion von Antigen-präsentierenden Zellen (APC) und zu einer verminderten Produktion des stark proinflammatorischen Zytokins IL-17 führt. Ausserdem konnte auf diese Weise die Entwicklung einer experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE), einem Modell für die menschliche Multiple Sklerose, verhindert werden.
Ob dieses System auch beim Menschen angewendet werden kann, ist derzeit Gegenstand weiterer Untersuchungen. Es ist allerdings bereits jetzt bekannt, dass sowohl die angeborene als auch die adaptive Immunität während einer Helminthen-Infektion beim Menschen mit einer Verbesserung allergischer und autoimmuner Erkrankungen assoziiert ist.
Ref.
Quinn SM et al.
„Anti-inflammatory Trained Immunity Mediated by Helminth Products Attenuates the Induction of T Cell-Mediated Autoimmune Disease“
Front Immunol. 2019 May 21;10:1109
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31178861